Historisches

Geschichte

Versetzen wir uns einmal in das Jahr 1928. Der Bahnhofsvorplatz und die August- Bebel- Straße sind noch nicht befestigt. Schräg gegenüber dem Bahnhof steht das Restaurant „Feldschlösschen“, tatsächlich ein Schlösschen im Feld. Man kann im schattigen Biergarten sitzen, auf der Freiluftkegelbahn eine Kugel schieben oder auf der Glasveranda einen Kaffee trinken und ein Eis essen. In der ersten Etage befindet sich ein Ballsaal.
Gustav Pietsch, der damalige Besitzer ließ es in den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts errichten. Er betrieb neben dem Feldschlösschen eine „Ausspanne“, einen Hof mit Pferdeställen und Scheune. Man konnte sich mit einer Pferdekutsche fahren lassen. Vor dem „Feldschlösschen“ befand sich eine Fuhrwerkswaage.
 


Nach dem Zweiten Weltkrieg änderten sich die Besitzverhältnisse, die HO (Handelsorganisation) übernahm das Feldschlösschen. 1959 fand der erste kleine Umbau statt. 
Anfang 1970 gab es Überlegungen für größere Veränderungen. Die Gemeinde wollte hier einen großen Saal haben und eine Küche mit Abo-Essen für die Bevölkerung. Ein Vorführraum für die Kinoveranstaltungen wurde geschaffen. 1973 war Baubeginn. Jeder Betrieb des Ortes übernahm spezifische Arbeiten.1976 wurde eine eindrucksvolle Einweihung gefeiert.
Von nun an war das „Feldschlösschen“ das „Kulturhaus“ der Beuchaer Bürger. In der unteren Etage befanden sich das geliebte „Fass“, ein einem Gewölbekeller nachempfundenen Wein- und Gastraum, ein Kaffee mit Terrasse, eine moderne Küche und die Gaststube. Die obere Etage hatte einen kleinen und einen großen Saal mit Bühne und einer Baar. Hier fanden in den folgenden Jahren eine Vielzahl von Kulturveranstaltungen wie Konzerte, Festlichkeiten, Ausstellungen, Tanzveranstaltungen und Filmvorführungen statt. 
 

Die eingangs erwähnte „Ausspanne“ des Feldschlösschens erfuhr weitere Nutzung. Der Pferdestall im hinteren Teil des Hofes wurde zur Wohnung des Hausmeisters ausgebaut. 1962/63 erfolgte der Umbau der ehemaligen Scheune zum Feuerwehrgerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr mit Schulungsraum und Schlauchtrockenturm. Im vorderen Teil der Scheune entstand Ende der 50er Jahre ein Waschstützpunkt mit mehreren Waschmaschinen. Später wurden die Räume als Sammelstelle für Altstoffe genutzt. Hinter dem Feuerwehrgerätehaus wurde eine Garagenanlage mit Einzelgaragen errichtet.
Nach der Wende 1990 begann der „Abstieg“ des einst so ehrwürdigen „Feldschlösschens“ und das Kulturhaus fristete ein inhaltsloses und entwürdigendes Dasein. Die Beuchaer Bürger fragten sich, was mit dem Kulturhaus geschehen soll. 
Das ehemalige Feuerwehrgerätehaus wird heute vom Bauhof genutzt. Die Hausmeisterwohnung war bis 2017 vermietet. Jetzt wird sie vom Kulturhaus Beucha e.V. als Lager genutzt. Für das Kulturhaus selbst ist die Betriebserlaubnis erloschen. Es darf nicht betreten werden.
Quelle:“Beucha – Ein Dorfrundgang“ von Käte Löhr

Der Neuanfang

Am 1. Januar 1999 schließen sich Brandis und Beucha zur neuen Stadt Brandis zusammen. In der Stadt leben nunmehr knapp 10.000 Einwohner. Das ehemalige Kulturhaus ist jetzt Eigentum der Stadt Brandis. An eine Sanierung und Wiederbelebung des Kulturhauses ist aber auf Grund der engen finanziellen Grenzen der Stadt nicht zu denken. Investitionen in die Bildungseinrichtungen (2001 Einweihung der neuen Oberschule, 2004 Neubau einer Mehrzweckhalle) der wachsenden Stadt haben Vorrang. 
Für den Ortsteil Beucha stehen keine geeigneten Räumlichkeiten für Kulturveranstaltungen, Vereinstreffen und Ausstellungen zur Verfügung. Eigentlich wäre das ehemalige Kulturhaus für diese Zwecke bestens geeignet. Interessierte Beuchaer und Brandiser Bürger machten sich Gedanken, welcher Weg einzuschlagen ist um das Kulturhaus wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Man kam zu der Erkenntnis, dass mit einem neu zugründenden Verein zur Wiederbelebung des ehemaligen Kulturhauses die besten Erfolgsaussichten bestehen.
Am 2. Juli 2015 trafen sich im ehemaligen Café des Kulturhauses Beucha 27 Bürger und gründeten den Verein „Kulturhaus Beucha“ e. V. Das Ziel des Vereins ist, die Wiederbelebung des Kulturhauses Beucha als kulturelle Begegnungsstätte für die Stadt Brandis mit seinen Ortsteilen. Der Zweck des Vereins ist die Förderung der Kunst und Kultur in Brandis mit seinen Ortsteilen unter Einbeziehung aller Bürger.
Unter dem Motto „Kulturhaus neu [er]leben“ wurde das Kulturhaus nach 20 Jahren Dornröschenschlaf am 27. September 2015 wieder mit Leben erfüllt. Es fand ein Potpourri verschiedener kultureller Vorträge und Aufführungen im Kulturhaus statt.

Chöre aus der Umgebung, Bläserensembles und Theatergruppen traten auf. Es wurde eine Bürgerbefragung initiier, in der die Besucher ihre Vorstellungen zur zukünftigen Nutzung des Kulturhauses äußern sollten. Spezielle Klanginstallationen eines Beuchaer Künstlers, Bastel und Malstationen für Kinder wurden eingerichtet. Mit über 400 Besuchern war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Allerdings mit Folgen.


Da das Kulturhaus keine Betriebserlaubnis besaß hätte diese Veranstaltung im Kulturhaus nicht stattfinden dürfen. Das Landratsamt untersagte weitere Veranstaltungen im Kulturhaus und drohte dem Bürgermeister Konsequenzen an.
Für den Verein war das ein großer „Dämpfer“. Man hatte die Vorstellung, das Haus Stück für Stück für Veranstaltungen herzurichten und zu nutzen. Daran war nun nicht mehr zu denken. Die Mitglieder ließen sich aber nicht „unterkriegen“.



Kultur neben dem Kulturhaus

Getreu der Ziele organisiert der Verein verschiede Kulturveranstaltungen, hauptsächlich in Beucha, aber auch in Brandis und der näheren Umgebung. Da das Haus selbst gesperrt ist, wird auf „Freiluftveranstaltungen“ sowie öffentliche und private Räumlichkeiten in Beucha und Umgebung ausgewichen.
Begonnen hat alles mit der einmaligen Auftaktveranstaltung „Kulturhaus Beucha (neu) erleben“ im September 2015. Inzwischen sind die Kulturfilmabende im Innenhof des Kulturhauses zur Tradition geworden. Der erste fand 2017 statt. Die Filme, die hier über die Leinwand flimmern, sind so wie der Ort – ausgefallen. Es werden keine Actionfilme, sondern Filme gezeigt, in denen aktuelle Probleme mit Niveau beleuchtet werden und der Zuschauer merkt: Man kann sie lösen, wenn man will. Im Vorprogramm treten Künstler aus der Umgebung auf oder es werden anspruchsvolle Vorfilme (auch in schwarz/weiß) aufgeführt.

Buchlesungen und jährlich eine Kulturradtour finden guten Zuspruch.

Erstmalig hat der Verein 2019 ein „Klangpfad um den Kirchbruch“ gestaltet. Bei dieser Inszenierung entstehen unterhaltsame und gleichsam überraschende Impressionen eines besonderen Ortes und seiner Geschichte. Es gibt keine Bühnen im herkömmlichen Sinne, sondern die Natur selbst ist das Gerüst für die Musik, den Klang, die Aktion.

Lichtinstallationen zur Weihnachtszeit in den Fenstern des Kulturhauses und die Teilnahme am Beuchaer Weihnachtsmarkt stehen auf der Agenda. Gemeinsam mit der Mit-Mach-Stadt Brandis sind Kulturflohmärkte im Hof des Kulturhauses in Planung.
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